Die Kulturgeschichte der Mühlen
Man nimmt heute an, dass seit 10000 Jahren Getreide auf der Welt angebaut wird. Das älteste, versteinert gefundene Brot ist ungefähr 5500 Jahre alt.
Die Ägypter bereiteten ihr Mehl mit Mörser, Stößel und Sieb zu. Laut einer griechischen Sage soll der Grieche Mylas der Erfinder des Mahlsteines sein.
Die Römer entwickelten dann so richtig die Mühlen- und Mahltechnik. Neben kleinen Handmühlen hatten sie sogenannte Glockenmühlen, die mit Pferden, Ochsen oder Sklaven angetrieben wurden.
Im Jahre 25 v. Chr. erwähnte der Baumeister, Architekt und Ingenieur Vitruvius erstmals die mit Wasserrad angetriebene Mühle. Die Leistung einer solchen Mühle lag bei einer Pferdestärke und der Wirkungsgrad betrug lediglich zehn Prozent. Somit war erstmals für den Antrieb keine Muskelkraft mehr notwendig, weil die im Wasser gespeicherte potentielle Energie auf kinetische Weise umgesetzt wurde. Daher wird die wasserradangetriebene Mühle als die älteste Maschine der Menschheit bezeichnet. Mit dieser neuartigen Antriebstechnik wurde es nun möglich, auch andere Maschinen zu entwickeln. Im 4. Jh. beschrieb der römische Dichter Ausonius im Gedicht die Existenz von wasserradangetriebenen Steinsägewerken am Eifelfluss Rur in Deutschland.
Obwohl das römische Imperium im 5. Jh. unterging, eroberten die Mühlen die Welt. Auch sind im 5.Jh. die Schiffsmühlen entstanden, indem man die Wasserkraft des Flusses nutzte.
Schiffsmühle
Im 7. und 8. Jh. wurde erstmals die Windstärke genutzt, indem man Windmühlen baute. Im 9. Jh. drehten sich Mühlen, um Malz für Biermaische herzustellen und um Eisenerz zu pulverisieren. Im 13. Jh. wurden die Mühlen zur Papierherstellung und zum Walken von Wolle verwendet.
Windmühle
Im 14.Jh. wurden mit Mühlen erstmals Drehbänke betrieben. Im 15.Jh. sind Rohrbohrwerke, Drahtziehmühlen, Walz- und Schneidemühlen zur Blechverarbeitung entstanden.
Bis zum 16. Jh. gab es in Europa mindestens vierzig verschiedene Fertigungsprozesse, die mit Wasserkraft arbeiteten.
Im 16. Jh. wurden erstmals Hebewerke sowie kettenbetriebene Schöpfwerke und Grubenlüfter für Bergwerke gebaut.
Später sind noch andere Mühlenbauerfindungen wie Dresch-, Gewürz-, Glasschleif-, Häcksel-, Lohgerb-, Pumpen-, Seiden-, Sensen-, Spinn-, Steinschrot-, Strumpfwirker-, Stuhl- sowie Zwirnmühlen entstanden.
1769 meldete der Engländer James Watt sein erstes Patent auf eine Dampfmaschine an. 1782 gelang ihm die Konstruktion einer für die Industrie nutzbaren Dampfmaschine mit einer Leistung von 20 PS. Infolgedessen dann das Wasser- und Windmühlensterben langsam begann. Mit der Elektrizitätsentdeckung um 1880 wurde ein noch effizienteres Energiezeitalter eingeläutet und die Wasser- und Windmühlen waren nun endgültig zum Aussterben verurteilt.
Durch diesen technologischen Fortschritt konnten andererseits noch leistungsfähigere Müllereimaschinen entwickelt werden und es entstanden kleinere und mittelgroße Kunstmühlen. Die Tendenz ist heute so, dass es in der Zukunft nur noch ein paar Großmühlen geben wird.
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